198-Hennings_Schock

den tatort kann ich, wenn ich will, am ipad ansehen (falls die tvthek funzen will). aber ich reiß mich garnicht drum, den orf2-tatort per livestream anzugucken. ein spitzenthema wird mit den absolut grauslichen staatskünstler-darstellern, namentlich der “wasserleiche” krassni und der kühlschrank-einkaufstante adelhauser dargestellt. es gibt keine unzumutbareren kommissare, zumal hier der krassni dauernd hysterisch rumbrüllt, als wolle er auf kinski tun, was wahrer blasphemie gleichkommt. doch zum thema nun. wir befinden uns in der wordpressrubrik ‘grüppchen’. das ist die rubrik für soziologische betrachtungen und daraus resultierende gesellschaftskritik. der beitrag heißt ‘hennings schock’, weil henning ein buch über die rebellion gegenüber dem irren und doch gleichzeitig so sinnentbehrenden leistungsdruck schreibt, der auf jungen lastet. mein impetus liegt ja sowieso auf den älteren. die jüngeren finde ich in ihrer begeisterung lächerlich. und alt ist man schon ab anfang 40. mit noch einem vierteljahrhundert berufsjahren vor sich, ein bisserl zugrunde gemobbt, und schon den kleinen-ams-tod gestorben.
aber rupert henning schreibt ja über die jungen, und diepresse.com war wieder mal so nett, mich drauf aufmerksam zu machen. in “194-” schrieb ich übers hinten-anstellen. der jungspund kann sich also noch so sehr ins zeug hauen, er wird sich jedesmal erneut hinten anstellen müssen. entscheidet er sich nach der ausbildung für ein sabbatical, fehlt ihm schon die berufspraxis, die andre zwischenzeitlich erworben haben. weist sein lebenslauf nicht die absolut stereotype geradlinigkeit auf oder kann er eine kleine zeitlücke nicht karrierefördernd erklären, sind -zig andere inflationär akademisierte bacheleure (aka bachelors) vor ihm dran. die wirtschaft nimmt mit begeisterung die jungen leute auf, weil die noch unbeschriebene blätter sind, die man zurechtbiegen kann und die es noch für wenig geld machen. sie haben zu kuschen in jeder minute ihres lebens. auch ihres privaten. erreichbarkeit, überstunden, begeisterung, leere, burnout, kinder bekommen. eine frau mit einem kleinen kind ist am arbeitsmarkt gleichgestellt mit einer behinderten. denn sie könnte jederzeit wegen pflegeurlaub ausfallen. nun sagt r.henning im presse-interview (wallnöfer, 20jan)“junge leute, die toll ausgebildet sind, die alles getan haben, damit sie eine gute Zukunftsperspektive haben – und die trotzdem keine chance haben”. er spricht von abstiegsgesellschaft und deckt sich damit mit der metapher, welche hier in ‘erodierende schicht’ “165-” schon erwähnt wurde. die jungen laufen verzweifelt keuchend eine runterfahrende rolltreppe rauf, um auch nur ansatzweise den lebensstandard ihrer eltern zu erreichen, geschweige denn zu halten. noch vor 25 jahren waren jungakademiker begehrte mieter am wohnungsmarkt. es war klar: die würden automatisch aufsteigen und problemlos ihre wohnung behübschen und pünktlich zahlen. nix besseres konnte sich der makler vorstellen, als diese jungen, vielversprechenden, fröhlichen leutchen. ein bisschen unbequem zwar, wenn sie mal quengelnde kinder erzeugten, doch dann zogen sie eh um. in was größeres. mitnichten heute. akademiker schlüpfen nach studienfertigstellung gleichmal unter die maternalistische schirmherrschaft schützender mindestsicherung, aus der sie dann ein prekäres vertragsbehältnis (wortspiel) temporär herzlos rausholt. einmal von der firma verbrannt, sind sie für immer gebrandmarkt und mit 37 jahren für den markt nicht mehr verwendbar. viel studiert, es wurde draus nur ein papiermüll. deshalb dreht hennings antiheld im von ihm geschriebenen tatort-film bereits wohldurchdacht prophylaktisch durch. mir gefällt sehr jener real-gesellschaftskritische ansatz der aktuellen folge. /507w_pixabayPIC_geralt